Wir suchen und finden …


(Casa Azul, 24.5./85/13. Woche) Unser großes Ziel – die Pinie zu finden. Wir fahren früh los, die GC 1 runter und dann wieder rauf in die Berge. Santa Lucia, weiter nach San Bartolome und dann „CasandraPiniensuche“.

Beim Rauffahren – Schreckensaugenblicke –

die Straße schmal – ein großer Betonmisch-LKW steht da. In einer leichten S-Kurve. Wenig Platz zum Vorbeikommen, zu wenig? „Eher schon!“, denkt der Pilot. Hinter uns mehrer PKWs. Alles steht. Links gehts steil in den Abgrund. Logisch.Leitplanken sind da. Rechts von mir stehen die Felsen, spitz teilweise in die Straße. Eine gefährliche Rinne zum Reifenaufschlitzen als weiteres „rechtes Hindernis“.  LKW-Pilot kurbelt sein Fenster runter, schaut an seinem Mischer nach hinten, nickt mir zu, murmelt ein spanisches Wort (Ole´! wars nicht) und muntert mich und meinen weißen Opel auf – „durchzufahren“. Langsam, ein wenig ungläubig im Schritttempo gehts voran. OMArlis klappt den Spiegel ein. Wir kommen – unbeschadet – durch. Hinter uns tut sich der Übernächste, ein „dicker“ Mercedes sehr schwer. Ob er es geschafft? Wissen wir nicht. Schon ein paar Kurven weiter unser nächster „Schock“. Der Opel zeigt uns mit einer orangen Warnleuchte an „Ein Problem beim Reifendruck“. Das Symbol geht auch nicht weg. „Mitten in den Bergen! Muss das sein!“ „Verlieren wir Luft?“ – „Keine Ahnung!“ Wir schauen den Reifen an. Klar, der sagt nicht. Scheint voll. Funktionstüchtig. Das Warnsignal verschwindet nicht. Unsere Übersetzung des englischen Textes im Bordmenü – „Luftdruck auffüllen. System neu starten!“ Wir fahren eine Tankstelle an. Unsere Erstversuche scheitern an dem Spanischen. Und an der komplizierten Aktion. OMArlis bittet den Tankwart oder Chef oder Verantwortlichen uns zu helfen. Der tut das. Kennt sich beim System – Auto und Luftnachfüllen sichtlich aus, 2,5 atü müssen rein. Sind fast überall auch drinnen. „Das Symbol verschwindet nicht!“ Wir fahren weiter. Weil: Keine Ahnung wie das Reset beim Opel aussieht. Viel Technik. Nix verstehen.

Weiter nach San Bartolome. „Das ist TUNTE und nicht San Bartolome“, sagt Marlis. 900 m über dem Meer liegt dieses Verwaltungszentrum der Costa Canaria. „Tunte ist der historische Kern von San Batolome!“ würde ich jetzt sagen, aber erst nachdem ich nachgelesen habe. Im historischen Ortskern, der als Tunte bekannt ist, erhebt sich die die 1922 geweihte Kirche San Bartolomé de Tirajana. Sie besitzt die Struktur einer Basilika mit drei Kirchenschiffen. Sehenswert ist der Hochaltar des Meisters Lino Feo Ramos von 1922. In der mittleren Nische des Altars befindet sich ein Bildnis des Heiligen Bartholomäus, das zwischen 1783 und 1787 erworben wurde.

Reifendruck? Wir finden den Reset-Trick und stellen zurück. Abwärts geht es wieder. Jetzt suchen wir die Pinie der Casandra. Die „Geschichte der Casandra“ haben wir an anderer Stelle schon beschrieben. Wir finden sie.

DIE PINIE CASANDRA

Einer der ältesten Bäume Gran Canarias. Mehrhundertjährige Pinie mit vielen Geschichten rundherum. 20 Meter hoch, bei etwa vier Metern teilt sie sich in zwei Arme, und die Krone hat einen Umfang von gut fünf Metern. Die beinahe jährlich lodernde Feuer (oft leideren Menschenhand ausgelöst, meist absichtlich, wie scheußlich!) haben den Baum bisher nicht in die Knie gezwungen, doch manch Brandmarkierung hinterlassen. Der Baum wurde lange Zeit „El Pino Bonito“, also die schöne Pienie, genannt, erst nach dem Vorfall mit Casandra umbenannt.

Kurz: Casandras Liebhaber wird vom Vater umgebracht, Casandra möchte es dem Vater heimzahlen – ebenfalls Mordpläne – dieser kommt ihr aber zuvor – verbrennt sie noch ganz lebendig an der Pinie vor der Familie und den Dorfbewohnern. Noch heute soll man Casandra schreien hören. Der Kraftplatz zieht die Canarios magisch an. Grillplätze und Chillplätze rundum zeigen davon.

Le Flaneur

Stimmt wirklich. Ein besonderer Platz. Wir verstehen, dass viele einheimische Heros hierher kommen, grillen und chillen. Die hunderten Ziegen, die dann ins halb, ganz vertrocknete Bachbett des Stausees stürmen, wecken Erinnerungen an eine Tiroler Alm. Wir sind beseelt von der einen „Pinie“ und kurven runter nach Mogan. An den Strand. Zum Schwimmen. Erneute Aufregung als die „orange Warnleuchte“ sich wieder meldet. Negieren. Reagieren. Neustart. Die Heimfahrt verläuft ohne Zwischenfälle, sieht man von einem Riesenstau ausserhalb von Las Palmas und einen Zeitverlust von 25 Minuten ab. Die Sonne geht immer bei uns unter. So spontan auch heute. Der weiße Opel steht oben am Parkplatz und schämt sich derweilen. Auch die „orange Warnleuchte“ hat Pause. Und die BLONDE Dame auf dem letzten Bild, von ihrem Begleiter gerade „eingecremt“ hat das ganze Procedere zu einer 40-Minuten Selbstdarstellung genutzt. Noch nie gesehen – sowas. Sensationell.


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