Wiener Woche – Kultur, Fußball und Wein.


Sonntag, 9. Juni 2024 – der Vatertag auch noch. OMArlis räumt auf. Danach gehts zum Heurigen. Haben uns vorgenommen, an jedem Sonntag im Juni das zu machen. Stimmt. Am 30. Juni – Sonntag und Heimreisetag wird es schwieriger zu machen. Sind nach Grinzing. Wiens berühmtesten Heurigenort. (Bruno Kreisky und Ludwig van B. können nicht irren!) WIR dort herumirrend – wollten zum Berger (hat erst ab 16:00 Uhr geöffnet!) – also beim „Martin Sepp“ zugekehrt. Pilze und Hendl. Und einen guten Weißburgunder. Rückwärts mit anderem Bus und Bahn – Strandbad Hermann, direkt am Wasser. Bevor der große Regen kommt. Fast noch trocken zuhause angekommen.
Der Vatertag und der Vater nicht aufs Bild hier mag …
Muntere Illusionskleberei in den „Häuseln“ von Wien geht weiter …

KULTURMONTAG 10. Juni 2024 – Albertina und Schuberttheater. Draußen eher schlechtes Wetter, regnerisch, drinnen mega-interessant. Zuerst Roy Lichtenstein, Miterfinder der Pop Art. Opulentes, knallbuntes, widersprüchlich gedachtes, massentaugliches Gesamtwerkt. Für die Augen ein Feuerwerk. Die hintersinnigen Gedanken und Intensionen des Künstlers machen den Reiz dieser Ausstellung aus. Sehenswert. Lesenswert. Und – welcher Zufall, Roy Lichtenstein wurde an einem 27. Oktober ! geboren. Rauf in den 1. Stock. Mysterien amerikanischer Kleinstädte. GREGORY CREWDSON. Er liebt die abgründigen Filme von Alfred Hitchcock oder David Lynch und die Bilder isolierter Menschen von Edward Hopper. Beeindruckende Lichtregie und der Detailreichtum von seinem Tableaus, die Genres wie Sciene-Fiction oder Kriminalfilm zitieren. Beeindruckend. Stockwerk höher – die ALBERTINA besitzt mit der Sammlung Batliner eine der bedeutendsten Kollektionen Europas zur Malerei der Klassischen Moderne. Den Ausgangspunkt der permanenten Ausstellung bilden die Künstler des Impressionismus und des Postimpressionismus wie Degas, Cézanne, Toulouse-Lautrec und Gauguin. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Deutschen Expressionismus mit den Künstlergruppen Die Brücke und Der Blaue Reiter sowie auf der Neuen Sachlichkeit mit Werken von Wacker, Sedlacek und Hofer. Den Fokus auf die Kunst Österreichs vertiefen Werke von Kokoschka sowie Gemälde von Egger-Lienz. Die Vielfalt der russischen Avantgarde illustrieren Gemälde von Gontscharowa, Malewitsch und Chagall. Zahlreiche Werke Picassos bilden den krönenden Abschluss: Von seinen frühen kubistischen Bildern über die reifen Werke der 1940er Jahre und hervorragende, bislang nicht ausgestellte Druckgrafiken bis hin zu seinem experimentellen Spätwerk sind Meisterwerke zu sehen. (albertina.at)

Kunstfotografie vom Feinsten – Mysterien amerikanischer Kleinstädte – Gregory Crewdson – in der Albertina …
Der Abend gehört der Kleinkunst. Im Schubert-Theater. Das Theater mit den unheimlich-schönen Puppen. Es gibt CHRISTOPH BOCHDANSKY (bochdansky.at) und sein schaurig schönes Programm „Die Geister, die wir rufen – rufen zurück!” Eine Geisterbeschwörung. Schön. Beeindruckend auch. „Wir leben alle zwischen unseren Geistern, unsere Geister erfinden unsere Gedanken und unsere Gedanken erfinden unsere Entscheidungen. Oder umgekehrt.“ — „Wir leben zwischen unseren Entscheidungen, unsere Entscheidungen erfinden unsere Gedanken und unsere Gedanken erfinden unsere Geister. Die Geister, die wir rufen, rufen zurück.“ Genau essen waren wir dazwischen im Wein & Co beim Stephansdom. Mit dem Bonus vom letzten Mal haben wir einen „Gabarinza“ von 2018 günstiger kaufen dürfen. Ach ja – ins Cafe Central wollten wir auch einmal. Aber die Menschenschlange davor – elendslang und abtörnend genug. Aufgabe!
Puppentheater im Schuberttheater , „Die Geister, die wir rufen – rufen zurück“ – Puppenspiel mit Christoph Bochdansky

Die Tour-Schlangen vor dem „Central“ verleiden den Besuch – wieder einmal.
Dienstag 11. Juni 2024 – wieder wetterbedingt KULTUR PUR. Auf in die Österreichische Nationalbibliothek. PRUNKSAAL: 200 Jahre ANTON BRUCKNER in ehrwürdigste Umgebung. Er im Dauerclinch mit Brahms, Bewunderer von Richard Wagner, gebürtiger Linzer … interessant. Weiter – ins Literaturmuseum. Dort im Eingangsbereich Ausstellung von Nicolas Mahler zum Thema „Kaftka“ – „Die Gegenwart ist gespenstisch.“ – Übrigens – Mahler war damals, Grafik und Erfinder des FdT-Logos. Und ein Festivalplakat stammt von ihm. DANKE: – Meiner Lieblingsautorin, ob ihrer Zettelsammelleidenschaft und Vielschreiberei dreifach beliebt – ist im 3. Stock eine Sonderausstellung gewidmet. Welche Leidenschaft dem Schreiben und der Unordnung untertan. Bin fasziniert. FRIEDERIKE MAYRÖCKER, Jahrhundertdichterin hat sich dem Trend widersetzt – schreibmaschinenschreibend, kritzelnd, zeichnend, – wunderbar fantastisch-umwerfend-kreativ. Von Kinderbüchern bis Liebesbriefen, von beschrifteten Servietten bis zu Film und Audiodokumenten … ein eigener – bewußt unvollkommener Kosmos öffnet sich. (1923 – † 2021) „Ich denke in langsamen Blitzen“ – als Überschrift. Der Kopf schon voll – KUNSTVOLL. Die Stiege runter – rein in die Medienstationen der vielschichtigen österreichischen Literatur vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Beheimatet im denkmalgeschützten ehemaligen k.k.Hofkammerarchiv. Neben Ingeborg Bachmann, Franz Kafka, Johann Nestroy oder Arthur Schitzler – Heimito von Doderer, Ernst Jandl – UND DANN – verblüffend ein „Porno“ Filmchen von 1920 in schwarz-weiß. Man muß zuerst auf ein Treppchen steigen, damit man die rund Spechtler-Öffnung in der Wand sieht. (Wohl auch um kleinere Kinder davon fernzuhalten) Durchsehend. Da sieht man eine „feine“ Dame, wohlbestallt und in unendlich vielen weißen Mieder, Übergewand, Untergewand gehüllt beim Zubettgehen. Eine – Ankleide-Auskleide-Zofe hilft beim Entkleiden der vielen! Hüllen. Alles bleibt verdeckt. Die Dame schlüpft ins Bett. Die Zoffe verschwindet. Dame beginnt im Buch zu lesen, dreht sich – legt das Buch wieder weg, dreht sich im Bett. Während des Drehens – ein filmtaktischer Kniff – sind die Busen kurzzeitig entblößt – dann wieder verhüllt. Nimmt wieder ein Buch zur hand. Fahrig und sich wälzend im Bett – hoppla! – wirft das Buch weg – kurze Momente von Nacktheit wechseln sich immer wieder kurz ab. Ihr sichtbare „Aufgeregtheit” nimmt zusehend zu. Sie wälzt und windet sich, dreht sich auf den Bauch, die Hände am Bettgestell, reibt den Körper schwerfällig aber eindeutig. Rhythmisch. Schnell. Schneller. Immer noch angezogen, mit schwarzen Strumpfteil und immer wieder aufblitzenden Sequenzen von Nackheit. Das Wälzen und die Unruhe legt sich. Angedeutet, – die Hand geht Richtung Schritt – Ansatz und Form von händischer „Satisfaction“. Ausblenden. Filmende. (3:21min) Es gibt zwei Gucklöcher – OMArlis wird von mir aufmerksam gemacht. Schaut auch – sieht einen anderen Film. Der Naschmarkt sieht uns wieder und am Abend verarbeiten wir das Gesehene. (onb.ac.at)
Mittwoch 12. Juni – Herumgeirrt. Verwirrt. Mariahilferstrasse rauf und runter. „Was soll das?“ Ins Möbelmuseum Wien. Da gibt es einen „Sissi” Pfad und die Eleganz des Empire. Die Möbel des Kaiserhauses und parallel eine Sissi-Tour – zwei Frauen, zwei Schicksale – Kaiserin Elisabeth und Romy Schneider. In den 50er Jahren stattete Regisseur Ernst Marischka seine Sissi-Filme mit kaiserlichem Mobiliar aus dem Hofmobiliendepot aus. Einige Suzenen wurden mit Origianlmöbeln nachgestellt und das Möbelmuseuem zeigt die entsprechenden Filmausschnitte dazu. Das Museum. Eine Symbiose aus Alt und Neu. Möbel des Kaiserhauses, Biedermeier und eine Designreise ins 21. Jahrhundert … www.moebelmuseumwien.at – huch-schnell-weiter – Magazza-Deli in der Mariahilferstrasse. Serbische Spezialitäten – Spirituosen und Malvasia Wein aus Kroatien. Wir probieren. Auf gehts! Nach Ottakring. Zur ältesten Stehgreifbühne. Besungen im Oldie von Eberhard Forcher – Lienz – Speckbachergasse, alias Tom Petting und die Herzattacken. „Bis zum Himalaya“ – https://youtu.be/2PMtX2-7YC0?si=3y_j2vDzBSt4patR — Tschauner: Weltkulturerbe auch noch. Überdachtes Areal. (www.tschauner.at) Die fünf auf der Bühne geben „1000 Jahre Tschauner“ anläßlich des 115jährigen Jubiläums. Ein Feuerwerk. Musical. Schauspiel. Lachnummer. Querschnitte aus den alten Programmen, bunt und witzig verquickt – vom „Jedermann“ über „Sissi“ bis zu „Pflanz der Vampire“, „Tscharleys Tante“ und „Im Weißen Rössl“ Knalllustig und fidel. Was haben wir gelacht. Fast in die Hose gelacht. Freilufttheater vom Feinsten. Und gabs ein Danach? Ja – zum Würstelstand „Flo´s am Westbahnhof“. Gut.
Tschaunerbühne – 1000 Jahre Tschauner

Donnerstag 13. Juni – heute eigentlich EXpertentag – diesmal im Kapuziner. Aber in Wien nix von EXperten zu sehen. Relaxtag – wir chillen zum Kutschkermarkt in den 18. Bezirk. Dort zu Paul&Worthmann – einer hippen Apero-Bar mitten im Marktgelände. Kleiner, putziger Markt mit – oh Marlis-schimpft-ob-der-wunder-stinkenen-Toilette. Der Wein aus dem Burgenland – TO von Velich. Den Abschluß bildet ein Besuch bei unserem Nachbar-Beisel „Beats, Beans & Vinyl“ – eigentlich immer mein Pensi-Traum. Eine Kneipe mit vielen Schallplatten zum Hören und Kaufen. Und mit einer genialen Speisekarte, vegan, vegetarisch und normal. „Typischer Männerbetrieb“ sagt OMArlis mit vielsagendem Blick auf die Bedienerschaft. Freundlich. Nett. Wir kommen wieder. Liegt ja nur einen Katzensprung von unserer Behausung entfernt …
Das Lokal bei uns ums Eck. Witziger Laden. BEATS & BEANS … und Vinyl
Freitag – 14. Juni – die EM beginnt. Wir reisen in den Vorgartenmarkt. Wunderbares Grätzel, abseits des Mainstreams. Beim Amici Miei – „Meine Freunde“ gibt es einen wunderbaren Wein aus Friaul. Und beste Unterhaltung. Abseits. Samstag ist dort immer ein Markt. Heute laues Geplänkel der Einheimischen – von runherum. Lauter Stammgäste. „Wir versprechen, wir kommen wieder …!“ – Strandbar Hermmann mit den Vorbereitungen auf das Public Viewing und „Beats, Beans und Vinyl“ sind unsere Stationen am Weg nach Hause. Zum eigenen Public Viewing. Deutschland gegen Schottland. Glück auf. Schottenröcke hoch …
Samstag 15. Juni – über die Mariahilferstrasse – fast vor der Tür bis ins Museumsquartier. Viele Menschen. Leicht heiß. Auf ins Leopoldmuseum. Zuerst die Sammlung der Wiener Städtischen – danach einen Stock höher – heutiger Zielpunkt.
“Glanz und Elend“ neue Sachlichkeit in Deutschland. Die goldenen 20er Jahre in der bildnerischen Kunst. Nach den physischen und psychischen Zurichtungen und abgründigen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, in dem mehr als neun Millionen Menschen den Tod fanden und der über zwanzig Millionen Verwundete hinterließ, verlangte die Kunst nach einer neuen Darstellung der Wirklichkeit. Resignation, Anklage und unbeschreibliches Elend auf der einen, Hoffnung, Sehnsüchte und aufkommende Lebenslust der sogenannten „Goldenen Zwanzigerjahre“ auf der anderen Seite sollten dieses Epochenphänomen auf eine neue Weise beschreiben: un­sentimental, nüchtern, konkret und puristisch; kurz: auf eine sachlich realistische Art. Damit stand die Neue Sachlichkeit, deren Bezeichnung auf die 1925 in der Städtischen Kunsthalle Mannheim stattgefundene Ausstellung Neue Sachlichkeit. Deutsche Malerei seit dem Expressionismus von Gustav Friedrich Hartlaub zurückgeht, im Gegensatz zu und nicht zuletzt als Reaktion auf einen pathoserfüllten, illusionistischen Expressionismus, der nicht in der Lage war, die geistige und politische Krisensituation bzw. deren Wirklichkeit zu protokollieren. Max Beckmann, Heinrich Maria Davringhausen, Otto Dix, George Grosz, Karl Hubbuch, Grethe Jürgens, Lotte Laserstein, Felix Nussbaum, Gerta Overbeck, Christian Schad, Rudolf Schlichter und viele weitere Künstler*innen bannten den Zeitgeist auf Leinwand und Papier. Sie waren imstande, die soziale Wirklichkeit auf pluralistische Weise in realistischen Tenden­zen zu beschreiben. Bildthemen fanden sie nicht nur in den Folgen des Ersten Weltkrieges, sondern auch in der florierenden Vergnügungsindustrie, den neuen Lebensentwürfen von selbstbestimmten und selbstbewussten Frauen oder dem Eindringen der Technik und des Fortschritts in die Lebenswelt wie in die Natur.
https://www.leopoldmuseum.org/de/ausstellungen/142/glanz-und-elend
Beim Zurückgehen – Wein & Co und eine Pizzeria (Endlich einmal warmes Essen!) „DISCO VOLANTE“ – empfehlenswert. Disco wegen des Pizzaofens in Form einer großen silbrigen Diskokugel. Der Abend steht ganz im Schwerpunkt der BLASMUSIK. Die Gruppe heißt wie das Gasthaus in ihrer Heimat „Mnozil Brass“. Was die Herren rund um Thomas Gansch auf die Bühne und in die Instrumente blasen, WAHNSINN. Die Musiker lernten sich als Studenten an der Musikuniversität Wien beim Musikantenstammtisch im „Mnozil“, einem Wirtshaus im 1. Bezirk in Wien kennen. 1992 entwickelte sich aus der losen Musikantenstammtisch-Spielerei diese Formation.Das Wetter hält. Wir sind im “Theater im Park“ – die Wiener Freiluftbühne, am Belvedere – initiiert von Michael Niavarani. www.theaterimpark.at  … und zum Einhören ein paar Takte …https://youtu.be/2cqX9S-LP1Q?si=44OfREGhsPUWRmSe

 und hinterher – noch ein paar Bilder der Woche …

,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert