Kiki, Spymonkey, Gerstner.


Wien – immer eine Reise wert. Zuerst – am Dienstag Anreise mit dem Zug. Nach dem Hotelbezug in die ehemalige Bank und das Bank Austria Museum. Kiki Kogelnik – die Bleiburger Künstlerin, Feministin der ersten Stunde – in vielen kreativen Genres unterwegs – von Glas über abstrakter Kunst bis hin zu Installationen und Collagen. Fürwahr ein Feuerwerk von Buntheit und Besessenheit. Mit Briefen, persönlichen Tagenbüchern und Anekdoten angereichert – ein umfassendes Bild dieser besonderen Frau. Netter junger Mann an der Kassa, läßt uns als Pensionisten durchgehen und ermäßigt uns den Eintritt um 2 Eurolinge.

Am Abend dann zu den von den Spymonkeys inszenierten  Aufführung von Jacques Offfenbachs Operette  „Orpheus in der Unterwelt“. Was für ein Wiedersehen. Mit endlosen Lachtiraden und offenem Staunen im Gesicht. Aitor Basauri und Tony Parks haben ein Meisterwerk der komödiantischen Prägung geschaffen. Nicht alle – sehr viel altes (noch älter als wir) Publikum tat sich nicht immer leicht mit dem englischen Humor, Schlitzohrigkeit, der knallbunten Kostüme, witzigen Texte und der oft nur schamlos keck versteckten Nacktheit der Protagonisten. Wohl in Erinnrung an die drei Tage im „Hotel Clownifornia“ im Innsbrucker Stadtsaal. Wir haben uns köstlich und dreistundenlang amüsiert und vergnügt. Vergnügt mit der Straßenbahn nach Hause gegondelt.

Der zweite Tag – wir besuchen den ältesten Biedermeierfriedhof von Europa. St. Marx. Verwunschen und verwachsen. Aber im lichten Sonnenschein der zarten Märzsonne – auch ein stiller Moment, zwischen der Autobahntangente. In einem Schachtgrab, eigentlich undefiniert, wo genau er liegen soll – sind die sterblichen übrig gebliebenen Reste des musikalischen Volkshelden Wolfgang Amadeus Mozart vergraben. Ein Denkmal gedenkt diesem. Garniert mit allerlei Schnick-Schnack – vom Mozartlikör, den Kugeln bis zu Münzen und Tand. 

Der Wolferl hat halt auch nur ein Schachtgrab …mit Süssigkeiten wie Mozartlikör.

Besuch beim Caterer des Opernballes. K.und K. Zuckerbäcker Gerstner in der Kärntner Strasse. Kaffee und eine Süßigkeit später gehts noch  nicht zum Hawelka, wir wissen – „Was macht a Nakata im Hawelka“ – der Schorsch war im Kopf mit dabei. Abgenudeltes, liebenswertes Lokal – einerseits Touristenschwemme, andererseits eine Kult-Ur-Kneipe. 

Also kulturbeflissen und wissbegierig besuchen wir das jüdische Museum in Wien. „Die Wiener und die Österreicher waren immer schon gegen die Juden!“ Wie und was wird hier in einer unmißverständlichen Ambivalenz dargestellt. Und das beginnt schon bei Maria Theresia, die die Juden als ärger als die Pest bezeichnet. Nach drei Stunden Ausstellung über das Judentum in Österreich, speziell in Wien sind wir geistig und inhaltlich überfordert. „Wiesenhof“ … polnische Juden im Wiesenhof, Gnadenwald. Vielen ergings es nach dem Ende des 2. Weltkrieges nicht besser… – danach – ein komisches Gefühl. Scham und Angst. Über die Menschen im Allgemeinen. 

Um auf andere Gedanken zu kommen, landen wir eben im Hawelka.

Jö schau, so a Sau, Jassas na
Wos macht a Nackerter im Hawelka?
Geh wui, oiso pfui, meiner Söh
Hörst i schenierat mi an seiner Stöh

Georg Danzer, † 21. Juni 2007

Und ein bißchen Schorsch-Flair durchströmt uns.

Und das dann noch dazu:

 

Zwei Lager bei Gnadenwald

Bis an die 50.000 Juden hatten zwischen 1945 und 1948 in zwei Lagern am Gnadenwalder Plateau Unterschlupf gefunden: am Gnadenwalderhof bei St. Martin und im Wiesenhof auf Absamer Gemeindegebiet. Die Flüchtlinge waren zum Teil Überlebende der Konzentrationslager, zum Teil flüchteten sie vor antisemitischen Übergriffen in Polen, Tschechien oder Ungarn. Ein anderer Teil wurde auch durch Hungersnöte zur Flucht gezwungen. 

Über 200.000 auf der Flucht

Organisiert hatte die Massenflucht von über 200.000 Menschen aus Osteuropa über Italien und weiter über das Meer nach Palästina eine jüdische Organisation, die Bricha. Das hebräische Wort „Bricha“ heißt „Flucht“.

Der Wiesenhof war eine Kommandozentrale der Bricha. Hier wurden Flüchtlinge, die für einige Wochen blieben, für das Leben in Palästina vorbereitet. So lernten sie etwa, Landwirtschaft zu betreiben. Der Absamer Dorfchronist Peter Steindl besitzt aber auch Fotos und Schriftstücke, die beweisen, dass hier junge Menschen militärisch im Nahkampf ausgebildet wurden.

„Der Staat Israel begann im Wiesenhof“

Die Innsbrucker Historikerin Katrin Oberhammer weiß, dass sich im Wiesenhof einige maßgebliche Leute aufhielten, die auch später in Israel einiges zu sagen hatten. Auch von Tirol aus ist zielstrebig auf einen zukünftigen Staat Israel hingearbeitet worden. So gab Oberhammer ihrer Diplomarbeit auch den provokanten Titel: „Der Staat Israel begann im Wiesenhof“.

Einheimische hatten Angst

Die einheimische Bevölkerung stand den jüdischen Flüchtlingen reserviert gegenüber, so kritisierten Einheimische mangelnde Sitten bei den Flüchtlingen. Auch die Ritualmordlegende vom Anderl von Rinn tat das ihre, um einen unbefangenen Umgang mit den Fremden zu verhindern. So erzählt Peter Steindl, dass er als kleiner Bub wegen dieser Legende Angst gehabt hat und um das Lager immer einen großen Bogen gemacht hat.

Mehr Geld und bessere Lebensmittel

Die Not nach dem Krieg zwang Einheimische und jüdische Flüchtlinge, Lebensmittel auszutauschen und Handel zu treiben. Einheimische kamen so in den Genuss von Lebensmitteln, die sie sonst nicht bekommen hätten.

Auch finanziell haben einige Tiroler profitiert. Denn die Flüchtlinge mussten bei Nacht und versteckt durch das von Franzosen besetzte Tirol gebracht werden. Peter Steindl weiß von Frächtern, welche die Juden in der Nacht auf Lkws versteckt von Gnadenwald zum Reschenpass brachten und dabei nicht schlecht verdient haben solle

Mit dem Schiff von Bari nach Palästina

Vom Reschenpass aus mussten sich viele Flüchtlinge bis Bari in Süditalien durchschlagen, ehe sie mit einem Schiff nach Palästina gelangen konnten.

Am 14. Mai 1948 war es dann soweit: David Ben Gurion verlas in Tel Aviv die Gründungserklärung. Die USA und die Sowjetunion erkannten den neuen Staat rasch an. Nicht so die Nachbarstaaten: Sie erklärten Isreal sofort den Krieg. (Quelle ORF – 60 Jahre Israel)

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